Oft bekomme ich Nachrichten, bei denen ich gefragt werde, was für mich die schönsten Plätze und Wanderungen im Montafon sind. Und oft gebe ich darauf keine Antwort, weil ich diese Plätze schützen möchte, vor zu viel Ansturm, zu viel „Instagrammability“ 😉 zu viel Menschen, zu viel Müll. Deshalb möchte ich hier gleich im Vorhinein sagen, dort wo ihr eure Wege geht, hinterlasst sie so, wie ihr sie angefunden habt, schützt und achtet unsere Berge und vor allem genießt sie. Ein weiterer Grund für keine Auskunft ist für mich oft, dass es im Montafon so viele schöne Plätze gibt, dass sich mein Bergherz nicht entscheiden kann und will.
Doch hiermit habe ich mich jetzt entschieden euch zwei ganz spezielle Plätze zu zeigen. Dort wo die Natur noch Natur ist, dort wo du manchmal sogar noch einsam bist, dort wo du die Seele baumeln lassen kannst und dort wo du einfach links und rechts schauen solltest. Denn wer diese zwei Montafoner Seen besucht, der braucht kein Meer mehr 😉 Versprochen!
Der Wiegensee
Eine Wanderung durchs Europanaturschutzgebiet mit allen Sinnen.
Los ging es mit der Tafamuntbahn zum Tafamunt Maisäs. Schon hier begrüßt dich ein idyllisches Bild aus kleinen Maisäs, die sich wie angewurzelt perfekt ins Bild fügen.
Eigentlich wandere ich immer alleine, doch dieses Mal habe ich mich für eine geführte Wanderung mit der Naturführerin Gerlinde entschieden. Gerlinde begrüßte mich schon herzlich an der Talstation und ihre ausgeglichene Art war gleich zu spüren. Ich dachte, ich lasse mich überraschen und ich kann schon hier sagen, ich war überrascht von ALLEM.
Vom Tafamunt Maisäs ging es los durch den Wald. Doch wir wanderten nicht einfach so los, sondern schon hier erzählte uns Gerlinde die Geschichten des Waldes und unserer Natur. Obwohl ich in einer Jägersfamilie aufgewachsen bin, wusste ich viele Dinge selber noch nicht. Wusstest du dass ein Schwarzspecht 3000 Ameisen pro Tag fressen muss, um sich allein davon zu ernähren? Wusstest du dass eine kleine Flechte auf einem Stein 100 Jahre braucht bis sie 15 mm gewachsen ist? Oder 4 Raufußhühner, wie Birkhuhn, Schneehuhn und Auerhahn im Europaschutzgebiet sich ihr Gebiet teilen…?
Während wir so weiter liefen, änderte sich mein Blick, ich vergaß die Zeit und staunte was Gerlinde mir alles erzählen konnte. Es wurde mir wieder einmal bewusst, wie schön unser Zuhause ist und wie viel es noch zu entdecken gibt, das ich noch nicht kenne.
Auch über unsere Pflanzenwelt wusste sie alles bis ins Detail.
Vorbei an Blaubeerle, Sperlingskauz, Borkenkäfer, Meisterwurz und Arnika, ging die Wanderung weiter. Immer wieder blieb ich stehen um die Fenster, die sich durch die Bäume öffneten und die Ausblickspunkte Richtung Silvretta Hochalpenstraße zu genießen.
Bis zum ersten Moor. Dem Niedermoor, das zum Unterschied zum Hochmoor noch einen Wasserzufluss hat. Hier kam ich mir ein wenig wie im Märchen vor und Gerlinde hörte von mir ständig den Satz: „Efach wahnsinnig, wia schö miars do hon.“
Das sattgrüne Gras bog sich leicht im Wind, überall hörte ich es plätschern und die Sonne funkelte durch die Tannen…und zum Höhepunkt setzte sich noch ein Schmetterling vor meine Linse.
Tzjo. Was söll ma do no sega… haha. 😉 Was kann jetzt noch besseres ko?
Das nächste Moor umzäunt mit Wollgras….
Gerlinde erklärte uns noch die Unterschiede zwischen einem Hoch- und Niedermoor und, dass das Wollgras die Nährstoffe aus dem Moor zieht und deshalb hier so reichhaltig wächst. Von hier aus war es nicht mehr weit zum Wiegensee. Durch einen Latschenkieferwald ging es weiter aufwärts. (Ihr wisst ja ich liebe Latschenkiefercreme im Winter 😉 )
Und dann war es soweit und wir kamen am ältesten Stausee des Montafons an. Am Wiegensee. <3
Der Wiegensee machte mich sprachlos und ich schämte mich fast ein wenig, dass ich ihn als Montafonerin noch nie gesehen hatte. Unglaublich wie blau er an diesem Tag war. Libellen summten und das bekannte Schwingras, dass auf dem Wasser wächst zäumte den Rand des Wiegensee. Ich setzte mich auf den Steg und unsere kleine Gruppe verweilte für einen Moment.
>Hier ein kleiner Tipp. Auch wenn es sehr heiß ist und ihr gerne in den See stehen würdet, lasst es bitte sein, da die empfindliche Flora des Wiegensee auch noch lange so schön bleiben soll. Auch Hunde sind an die Leine zu nehmen 😉 <<
Hungrig und Durstig machten wir uns auf den Weg zur Verbellaalp zum Marenda* (Vespern auf Montafonerisch)
Zusammengefasst war diese Wanderung für mich eine Wanderung voller Überraschungen. Eine Wanderung bei der es nicht um Höhenmeter ging, oder Kilometer sondern um unsere Flora und Fauna. Für mich habe ich mitgenommen, öfters wieder genauer hinzuschauen und das ich noch sehr sehr viel über unsere Bergheimat lernen kann. An diesem Punkt auch Danke an Gerlinde, die mit vollem Herzblut und entspanntem Gemüt mir all das zeigte.
Für eure Bucket List: