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Persönlich: Zuckerwatte, ein Strauß, Hubba Bubba und das Leben

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10, 50, 6, 4, 57.500 … das Leben besteht aus Zeit und vielen Zahlen, wo es wirklich hingeht, können wir nicht immer sagen oder planen. Jetzt sitze ich gerade im Flieger nach Norwegen auf die Lofoten. Mehrere tausend Meter in der Luft bin ich „offline“ und ich habe seit langem wieder einmal Zeit in Ruhe nachzudenken und zu Schreiben. Ich erinnere mich. — Ich stehe an einem kleinen, runden Stehtisch mit meiner Familie, soeben wurde ich von der VN (Vorarlberger Nachrichten/Landeszeitung) zu den 50 Köpfen von Morgen ernannt. In einem Moment der Stille, zischt mir ein Déjà-vu wie ein ICE durch den Kopf und mir fällt auf, was eigentlich in so kurzer Zeit alles beruflich in meinem Leben passiert ist. Vor ein paar Monaten hatte ich noch einen festen Job, war nach meinem Bachelorabschluss zwei Jahre lang als Athleten und Marketing Managerin bei Kästle Ski tätig und habe gekündigt um meinen Master in Arts in Konstanz zu beginnen. Doch manchmal, manchmal kommt eben alles anders wie geplant…

Es kommt mir vor als hätte ich schon vor Jahren gekündigt, jedoch sind es bis dato nur 6 Monate, ein ganzes halbes Jahr 😉 In diesen 6 Monaten habe ich mir einen Traum erfüllt und die ersten Teile meiner Bachelorarbeit MUNTAVU realisiert, somit ein Start-up gegründet, 4 Pop-up Stores organisiert, meinen Vollzeit Master angefangen und es von einem zum nächsten Winter von ein paar tausend Followern auf Instagram es bis mittlerweile 57.500 Followern geschafft. Es ist die Zeit da um einmal kurz stehen zu bleiben, die Perspektive zu wechseln und um mich umzuschauen. Im Studium erhalten wir zur gleichen Zeit die Aufgabe eine Festrede zu formulieren die in der Zukunft stattfindet und zurück blickt. Ich entscheide mich eine Rede für meinen 60. Geburtstag zu schreiben. Länger habe ich jetzt überlegt, ob ich diese mit euch teilen soll, da der Inhalt doch sehr privat ist, Ziele enthält und mir sehr nahe steht, doch ich bin ich und wie Julia Engelmann so schön sagt, „Und vielleicht geht‘s nicht ums Happy End, sondern heute nur um die Geschichte, vielleicht geht’s nicht darum, ob ich anders, sondern darum, dass ich ich bin“ , also warum eigentlich nicht, denn ich glaube es gibt einige Gleichgesinnte unter uns 😉 Et voilà…

Liabi Bergkammeraden, Immerdamenschen und Nummereinszuhörer, 

 

Ich erinnere mich noch genau, der Wind tobte mir eiskalt um die Ohren. Meine Nasenspitze Erdbeerrot vor Erfrierungen, meine Zehen nicht mehr spürbar, Frost auf meinen Backenhärchen und dann, dann lichtete sich plötzlich der Nebel. Ich stand auf am Gipfel des Piz Bernina auf 4049 m und am Gipfel meines Lebens. Der Erdball blieb stehen, es war kein Mux zu hören und langsam spürte ich, wie sich die Wärme der Zufriedenheit über mein Herz legte. Ich spürte die Unendlichkeit. Ich war angekommen. 

 

Der Weg dorthin, am Berg und im Leben war nicht einfach.Ich startetet rückblickend gesehen mit mehr PS als Verstand unter der Haube. Mit wildem Ehrgeiz war damals alles für mich möglich. Anfangs fühlten sich meine Bergschuhe an wie die leichtesten Sprintschuhe der Weltathleten. Jeder Schritt war mehr ein Hüpfen von einer Zuckerwattenwolke zur Nächsten. Je schneller ich ging, desto weiter kam ich voran. Ich begann irgendwann zu rennen, holprig wie ein Strauß im Hochgebirge. Einen Juck vom Bachelor zur Marketing Managerin bei Kästle, meiner ersten internationalen Anzeigenkampagne. Der nächste Sprung in die Selbstständigkeit als Influencerin und mit der Start-up Gründung Muntavu, aufgesammelt am Wegesrand den ein oder anderen Award, nebenbei ein weiterer Juck zum Master, meine weitere Arbeit als Art Directorin bei großen Firmen und der internationale Durchbruch meiner Marke …und Nein, das soll keine Lobeshymne meines Werdegangs sein…

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Nein vielmehr stehe ich jetzt hier mit schweißnassen Händen und glasigen Augen um euch zu sagen, ich hatte damals zu wenig Zeit, es war kein Rock n ́Roll es war Rock n ́Fall. Ich hatte zu wenig Zeit euch wachsen zu sehen, euch weinen zu sehen, euch zu umarmen, euch zu zuhören, auf euren freundschaftlichen Rat zu hören, euch zu sagen wie sehr ich euch liebe, zu wenig Zeit mit euch, meiner Familie und meinen besten Freunden, die ich so sehr liebe.

 

Ich schlug mein kleines Zelt einmal dort, einmal da auf. Ich reiste von Vorarlberg nach New York, Sydney, London, Berlin und wieder zurück. Nicht der Ort stand im Vordergrund, sondern vielmehr wie schnell ich ihn wieder wechseln konnte, um noch schneller voran zu kommen. Doch dann, dann passierte es. Ich hing fest. Mein Blick schweifte nach unten, dort ging es mehrere 1000 Meter in die Tiefe. Plötzlich kam mein Geist wieder zurück. Völlig außer Atem, mit blutigen Händen, kullerten mir die Tränen über die Backen und ich klammerte mich an den Fels.

Wo war ich hingerannt?

…und dann wart ihr da, habt mich aufgefangen, mich gestoppt und mir geholfen. Ihr wart das Sprungtuch am Ende vom Fels, die Zuckerwattenwolke die zusammenklebt, der Hubba Bubba im Hochgebirge und das Seil, dass mich den Gipfel erklimmen lies. Hierfür möchte ich euch von Herzen Danke sagen. Lasst uns gemeinsam die nächsten Gipfel finden, vielleicht jetzt mit weniger PS und uns heute feiern als die Reinhold Messner ́s der Zufriedenheit.

Jetzt bin ich noch nicht 60, bin vielleicht immer noch ein holpriger Strauß im Hochgebirge und gleich ehrgeizig mit viel PS unterwegs, doch ich habe für mich einen bewussteren Weg gefunden. Ich schätze mich noch mehr jede Minute glücklich eine gesunde Familie und Freunde zu haben, mit Ihnen Zeit zu verbringen, habe ein Semester ausgelassen um alles zu sortieren, habe entschieden mich ab Oktober wieder auf das Studium zu konzentrieren, Muntavu ein wenig schlafen zu legen und das Warum gefunden, wofür ich eigentlich soviel Zeit in dieses „Instagram“ investiere.

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Dahem – möt da Bella bei Sonnenuntergang am Fritzensee

Wenn ich es schaffe 1% der 57.500 Menschen, zu inspirieren sich mehr Draußen in der Natur zu bewegen, öfters die Berge zu besuchen und mit weniger und den kleineren Dingen im Leben zufriedener zu sein, dann hab ich mein Ziel erreicht und das Warum gefunden. Und jetzt genau jetzt, macht mir diese Arbeit Freude und Spaß. Jetzt fühlt es sich richtig an und es lässt mich zufrieden sein. Also lasst uns feiern wie die Reinhold Messner‘s der Zufriedenheit und uns manchmal einfach ins nächste Flugzeug steigen…

7 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Liebe Linda,
    i bin sprachlos und gerührt zur selba Ziet. In dera ach so schnella Medienwelt vergessan viele oft desWichtigste, es zählt immer nur „höher,schneller & weiter“. Mit dinam sehr persönlicha Blogpost zagsch du aber,dass as o andersch goht und dass hinter jedera starka frau o immer lüt stohn,denna ma viel z selta danke seht. Aber was as o brucht um sine Träume zum verwirklicha isch a körige Portion Mut und für den Mut, den du im letzta Johr bewiesa hosch, bewundra i di. Und ums mit dr Julia Engelmann zum sega „wer genau kuckt sieht,dass Mut auch bloß ein Anagramm von Glück ist“. Viel Glück uf dinam weitera Weg-mach wieter so 🙂

  2. Hallo liebe Linda,

    ich folge dir nun seit einiger Zeit in den sozialen Medien und bin durch die IG-Story heute auf deinen Blogartikel gestoßen.

    Der Beitrag inspiriert mich sehr – er zeigt, dass das Leben viele Kurven und Wendepunkte bietet, die es aber gleichzeitig spannend und lebenswert machen. Dein Weg ist sicherlich noch nicht zu Ende, aber du scheinst das richtige Set an Werten und Gefühlen mit auf die Wanderung zu nehmen.

    Ich wünsche dir ganz viel Gesundheit, Glück und Erfolg und hoffe, dass wir uns vielleicht mal am Berg sehen. Keep on rockin‘!

    Viele Grüße

  3. Wow Linda, ich bin begeistert!!
    Ich bin selbst gern in der Natur unterwegs und poste ständig Bilder davon… Es gibt einfach immer wieder neue schöne Tupferl in der Natur, die einem vorher gar nicht so aufgefallen sind. Seit ich dich abonniert habe, bereitest du mir ein Lachen auf die Lippen und du bist mit voller Begeisterung in der Natur unterwegs! Deine Leidenschaft, sei es das Skifahren, das Laufen oder einfach Spaß zu haben, reisst mich immer wieder mit und ich habe dieses Jahr als Ziel auch mal wieder im Sommer in die Berge zu fahren! Daheim isch so schön, jeder hat sein eigenes zu Hause mit den schönsten Fleckchen, es verbindet immer eine Geschichte oder schöne Momente…. Aber dann will man auch mal raus, die Welt sehen, andere Fleckchen kennenlernen und ins Herz schließe…. Mach weiter so!! Du inspirierst mich mit der Natur und deinem Lacha und Denke !! 🙂 Und ja manchmal geht das Leben auf und ab, man darf aber niemals vergessen, wer hinter einem steht <3

  4. Super gschrieben und es verstanden uns Bilder zu liefern die unsere Fantasie anregen und gleichzeitig authentisch aus deinem Leben zu erzählen. Chapeau Linda!

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